Gas-Flüssigkeits-Strömungen schneller als gedacht

Bisherige Messungen haben die Geschwindigkeit von turbulenten Gas-Flüssigkeits-Strömungen systematisch unterschätzt. Die festgestellten Abweichungen könnten weitreichende Auswirkungen auf technische Anwendungen sowie auf das Verständnis von Küsten- und Flussumgebungen haben. Das berichtet eine aktuelle D-BAUG Studie im Fachmagazin Nature Communications. In Zusammenarbeit mit internationalen Partnern wurde nun ein Korrekturschema für solche Messungen entwickelt.

von Iris Mickein
Seitensicht Sonde
Seitenansicht einer intrusiven Strömungssonde im Hochgeschwindigkeits-Wasser-Luft Versuchskanal. Fliessrichtung von rechts nach links. (Foto: VAW)
Aufsicht Sonde
Aufsicht auf die Sonde an der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie.  Fliessrichtung von unten nach oben. (Foto: VAW)

Wenn in Strömungen starke Turbulenzen auftreten, kommt es zu einer Vermischung von Flüssigkeit und Gas. Solche Gas-Flüssigkeits-Strömungen treten in vielfältiger Form auf sowohl in technischen Systemen (z.B. in Kernreaktoren und Wasserkraftwerken) wie auch in der Natur als Wasser-Luft-Strömungen (z.B. in Stromschnellen und brechenden Wellen).

Für die Messung solcher Strömungen verwenden Ingenieure seit den 1960er Jahren spezielle Sonden. Diese intrusiven Strömungssonden bestehen aus zwei Nadeln, welche vorbeiströmende Blasen und Tropfen aufstechen. Ziel der Studie war es, das Verfahren genauer zu untersuchen, um das Potential wie auch die Grenzen dieser seit langem verwendeten Messtechnik zu bestimmen.

Dafür haben die Forschenden Messungen von intrusiven Sonden mit Lasergeschwindigkeitsmessungen verglichen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Sonden stets tiefere Geschwindigkeiten massen als das Lasergerät. Der Grund dafür: Durch die Interaktion der Sondenspitzen mit den vorbeiströmenden Luftblasen verlieren diese an Geschwindigkeit. Abhängig vom Anwendungsfall sind gemäss der Studie systematische Abweichungen von bis zu 20 Prozent entstanden.

«Das neu entwickelte Korrekturschema ermöglicht weitaus genauere Messungen und dadurch ein besseres Verständnis der effektiv ablaufenden Prozesse», so Studienleiter Dr. Benjamin Hohermuth von der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW).

Literaturhinweis:
Benjamin Hohermuth, Matthias Kramer, Stefan Felder, Daniel Valero: externe SeiteVelocity bias in intrusive gas-liquid flow measurements, Nature Communications (2021), doi: 10.1038/s41467-021-24231-4

Zur Forschungsgruppe Wasserbau

Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit externe SeiteIHE Delft, UNSW Canberra und externe SeiteUNSW Sydney.

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