E-Bike-freundliche Städte gestalten: Radwege mit minimalen Verkehrsauswirkungen
Velofahren ist nachhaltig und gesund. Je besser die Infrastruktur, desto mehr Menschen steigen aufs Velo. Allerdings stösst die Umwidmung von Parkflächen und Fahrspuren in Velowege häufig auf Widerstand. Mit einem neuen Optimierungskonzept, das die Fahrzeiten von Rad- und Autoverkehr sorgfältig gegeneinander abwägt, können Velowege künftig so geplant werden, dass sie andere Verkehrsarten kaum beeinträchtigen. Dies ebnet den Weg für eine breitere Akzeptanz von (E-)Bike-Cities.
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Velofahren ist eine nachhaltige, effiziente und gesundheitsförderliche Fortbewegungsart, dennoch ist ihre Anhängerschaft begrenzt. Grund hierfür ist unter anderem die unzureichende urbane Infrastruktur. Nur, wie lassen sich Velowege optimal in ein bestehendes städtisches Strassennetz integrieren? In dem in der Fachzeitschrift Transportation Research Part B: Methodological veröffentlichten Artikel «Bike Network Planning in Limited Urban Space» stellen Forschende um Prof. Martin Raubal und Nina Wiedemann vom Institut für Kartografie und Geoinformation an der ETH Zürich eine neue Optimierungsmethode vor, mit der sich Strassennetze fahrradfreundlicher gestalten lassen, ohne andere Verkehrsträger nennenswert zu beeinträchtigen.
Ihr Ansatz stützt sich auf das Konzept der Pareto-Optimierung: Werden Fahrbahnen für den Autoverkehr in Velowege umgewandelt, sind Autofahrer zwangsläufig länger unterwegs. Die entscheidende Frage ist, um wie viel sich ihre Fahrzeiten verlängern. Pareto-optimale Lösungen sind Strassennetze, die die goldene Mitte zwischen Auto- und Fahrradfreundlichkeit bieten. Zur Quantifizierung der Fahrradfreundlichkeit nutzen die Forschenden das Konzept der «wahrgenommenen Fahrzeit mit dem Rad»: Studien haben gezeigt, dass Velofahrer das Gefühl haben, auf Velowegen schneller voranzukommen.
Um die pareto-optimalen Lösungen für das Velowegnetz zu finden, wenden die Forschenden einen linearen Programmieransatz an. Mit dieser Methode gelingt es, Netze zu entwerfen, die im Vergleich zu herkömmlichen Herangehensweisen sowohl geringere Auto- als auch wahrgenommene Radfahrzeiten aufweisen. In einer Fallstudie wurde mit dem Entwurf eines radikal neu gestalteten Velowegnetzes für die gesamte Stadt Zürich, bei dem die wahrgenommene Fahrzeit mit dem Velo um 43 Prozent sank, die Skalierbarkeit des Algorithmus nachgewiesen.
Als Teil des E-Bike-City-Projekts erforscht die multidisziplinäre Initiative des ETH-Departements Bau, Umwelt und Geomatik die Auswirkungen einer tiefgreifenden Umgestaltung städtischer Verkehrsflächen zugunsten des Veloverkehrs. Die Planung eines adäquaten Radwegnetzes bildet eine zentrale Herausforderung in diesem Projekt. Mit dem vorgestellten Optimierungsrahmen können Planer E-Bike-Städte entwerfen, die auf umso höhere öffentliche Akzeptanz stossen, als sie den Autoverkehr kaum beeinträchtigen.
Literaturhinweis
Wiedemann, N., Nöbel, C., Ballo, L., Martin, H., Raubal, M.
externe Seite Bike network planning in limited urban space
Transportation Research Part B: Methodological, February 2025, doi: 10.1016/j.trb.2024.103135