Sophie Koch
Postdoktorandin in der Gruppe für holzbasierte Materialien, Institut für Baustoffe
Sich den eigenen Weg schnitzen
Es gibt vieles, was man im Leben tun und lernen kann. Warum also Holz studieren? Ein Holztechnologie Studium ist keine offensichtliche Wahl, wenn man gerade das Abitur abgeschlossen und keine Ausbildung zur Tischlerin absolviert hat.
Für mich war es das auch nicht. Nach dem Abitur fühlte ich mich etwas verloren – was aus heutiger Sicht durchaus in Ordnung ist. Bis zum Ende der Schulzeit ist der Weg vorgegeben. Danach kann man wählen, was man tun möchte und wo man sich im Leben sieht (zumindest in unserer privilegierten Welt). Als ich vor dieser Entscheidung stand, war ich überwältigt. Anstatt mich zu fragen, was ich wollte, entschied ich mich, etwas zu studieren, das ich für prestigeträchtig hielt und das die Menschen um mich herum zufrieden machen sollte. Nach zwei schleppenden Semestern Rechtswissenschaften (nichts für ungut!) wusste ich, dass ich das Fach wechseln musste.
Ich habe es immer geliebt, draussen zu sein, besonders im Wald, und ich habe meinen Opa geliebt, der gerne schöne Dinge aus Holz hergestellt hat. Als ich das erste Mal von einem Studiengang hörte, der sich mit Holz beschäftigt, war ich fasziniert. Dieses Holztechnologiestudium erwies sich als eine interdisziplinäre Mischung aus Ingenieurwesen, Wirtschaft- und Naturwissenschaften, mit dem Schwerpunkt auf dem Material Holz, seiner Verarbeitung und seinen Produkten. Ich habe dieses Studium genossen und bald gemerkt, dass ich tiefer in spezifische Themen, wie beispielsweise die Materialentwicklung, eintauchen wollte. Nach meinem Masterstudium an der Universität Maastricht hatte ich das Glück, eine Doktorandenstelle in der Gruppe für holzbasierte Materialien der ETH Zürich angeboten zu bekommen.
Heute, nach fast vier Jahren, ein paar Veröffentlichungen und einer Doktorarbeit später, kann ich sagen, dass ich diese äusserst unabhängige Arbeitsphase wirklich genossen habe. Sie brachte viele berufliche und persönliche Herausforderungen, viele Höhen und Tiefen mit sich, die mich gezwungen haben, als Person und Forscherin zu wachsen. Obwohl es herausfordernd war, bin ich überzeugt, dass die Arbeit als Doktorandin ein Privileg ist, mit der Möglichkeit zur enormen persönlichen Entwicklung.
Jetzt, als Postdoktorandin, stehe ich vor einem neuen Projekt, neuen Verantwortungen und Herausforderungen. Mal sehen, wohin mich dieser Karriereweg führt – aber meine Zeit als Forscherin an der ETH ist und wird zweifellos etwas Besonderes bleiben.