Venedig Biennale: Goldener Löwe für klimaresiliente Architektur
Mit dem Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag wurde auf der Architekturbiennale 2025 in Venedig der Bahrain-Pavillon ausgezeichnet – ein Projekt zur hitzeangepassten Architektur mit massgeblicher Beteiligung von Professor Alexander Puzrin. Insgesamt sind fünf Ausstellungsbeiträge unter Mitwirkung des Departements Bau, Umwelt und Geomatik der ETH Zürich an der Venedig Biennale zu sehen. Sie zeigen, wie Forschung und Technologie neue Wege für nachhaltiges Bauen eröffnen.
Der goldene Löwe geht an Bahrain mit "Heatwave". Kurator: Andrea Faraguna. Aussteller: Alexander Puzrin, Andrea Faraguna, Eman Ali, Mario Monotti, Wafa Al Ghatam. (Bild: Andrea Avezzù, La Biennale di Venezia)
Unter dem Motto “Intelligens. Natural.Artificial. Collective” richtet die 19. Architekturbiennale in Venedig den Blick auf zukunftsweisende Baupraktiken im Zeitalter von Klimawandel, Ressourcenknappheit und technologischer Transformation. Bis zum 23. November präsentieren Fachleute aus der ganzen Welt ihre Arbeiten in der Ausstellung, darunter auch zahlreiche Forschende der ETH Zürich. Dieser Übersichtsartikel stellt die Beiträge aus dem Departement Bau, Umwelt und Geomatik (D-BAUG) vor.
Pavillon des Königreichs Bahrain
Der Beitrag externe Seite «Heatwave» des Bahrain-Pavillons ist ein architektonischer Prototyp für klimaresiliente öffentliche Räume und entwickelt Mittel und Wege, um extreme Hitze effizient zu mildern. Die modulare Struktur orientiert sich an traditionellen bahrainischen Kühlprinzipien wie Windtürmen und Innenhöfen, wurde jedoch mithilfe moderner Technologien neu interpretiert. Eine zentrale Stütze trägt ein freitragendes Dach, das durch passive Belüftung und Verschattung ein angenehmes Mikroklima erzeugt – ganz ohne externe Energiezufuhr.
Prof. Alexander Puzrin vom Institut für Geotechnik an der ETH Zürich war federführend für das thermomechanische Konzept verantwortlich. Gemeinsam mit dem Architekten Andrea Faraguna und dem Bauingenieur Mario Monotti entwickelte er ein aerodynamisches System, das heisse Luftströme in einen tiefen geothermischen Brunnen und einen hohen Solarkamin ableitet und kühlende Zonen schafft – ein wegweisender Beitrag zur neuartigen Thermalarchitektur.
FCL Global präsentiert zwei Beiträge auf der Biennale: „externe Seite Perspectives“ und „externe Seite Designing resilient blue-green infrastructures in the peri-urban landscape of Antananarivo, Madagascar“. Die Installation untersucht verschiedene städtische Kontexte und zeigt, wie der Einsatz digitaler Technologien die Entwicklung urbaner Szenarien unterstützen kann, um die Resilienz von Siedlungssystemen zu stärken und sie sinnvoll an Umweltveränderungen anzupassen. Basierend auf den Daten und Methoden von FCL Global werden die Ergebnisse durch Kartierungen und Projektionen zum Leben erweckt. Kurze und prägnante Videos veranschaulichen die Arbeit der Forschenden und geben einen Einblick in die bei FCL Global entwickelten Werkzeuge. Eine externe Seite Sonderausgabe des Magazins TEC 21 bietet vertiefende Einblicke in das Thema.
Der Beitrag des [RES] Resilient Blue-Green Infrastructures Teams mit dem Titel "Designing resilient blue-green infrastructures in the peri-urban landscape of Antananarivo, Madagascar". (Bild: Marco Zorzanello, La Biennale di Venezia)
Vegetal, Animal, Mineral, Other (VAMO)
externe Seite VAMO ist eine experimentelle Struktur, die vollständig aus nachwachsenden und recycelten Materialien besteht. Hanfseile und Holzringe bilden ein glockenförmiges Tragsystem, umhüllt von Paneelen aus organischen Reststoffen wie Kaffeesatz, Kokosnussschalen oder Lederfasern. Die Installation ist vollständig rückbaubar, transportabel und biologisch abbaubar – ohne Metalnägel oder synthetische Bindemittel – und veranschaulicht eindrucksvoll die Vision einer kreislaufbasierten, regenerativen Architektur.
VAMO wurde von der D-BAUG Forschungsgruppe für Circular Engineering for Architecture, dem MIT und Anku.ch realisiert und wird nach der Biennale in die Schweiz zurückgeführt und vor Ort erneut genutzt.
Das VAMO-Vordach auf der 19. Internationalen Architekturausstellung "Intelligens. Natural. Artificial. Collective." (Bild: Marco Zorzanello, La Biennale di Venezia)
Insieme
externe Seite Insieme ist eine Struktur aus wiederverwendeten Ziegelsteinen, die beim Rückbau eines Gebäudes geborgen wurden. Mithilfe digitaler Werkzeuge verbindet das Projekt traditionelle zirkuläre Bauweisen mit kreativer Wiederverwendung. Zerbrochene Ziegel, ursprünglich für die Deponie bestimmt, wurden mit einem 3D-gedruckten Material aus Bauschutt repariert. Heute stehen sie als ornamentale Elemente im Mittelpunkt – entworfen in einem partizipativen Prozess. Digitale Materialpässe machen die Herkunft jedes Bauteils nachvollziehbar und zeigen dessen Potenzial für zukünftige Nutzung. Insieme vereint Vergangenheit und Zukunft durch Technologie und Wiederverwendung. [Download Pressemappe (PDF, 365 KB)]
Insieme ist ein Bauwerk, das aus wiederverwerteten Ziegelsteinen von Abbruchbaustellen errichtet wurde.
Geological Microbial Formations
Im Projekt externe Seite «Geological Microbial Formations» entstehen architektonische Formen nicht durch herkömmlichen Bau, sondern durch biologisches Wachstum. Ein Roboterarm schichtet recyceltes Material wie Sand oder Sägemehl, das mithilfe von Mikroorganismen verfestigt wird. Dieser Prozess orientiert sich an Stromatolithen – natürlichen, schichtweise gewachsenen Gesteinsformationen – und eröffnet Perspektiven für ein regeneratives Bauen, das nicht auf Rohstoffabbau, sondern auf kultiviertes Materialwachstum setzt.
Das Projekt ist das Ergebnis einer interdisziplinären Kooperation mit Beteiligung der D-BAUG Forschungsgruppe für Holzbasierte Materialien. [Download Pressemappe (PDF, 85 KB)]
Geological Microbial Formations: Karen A. Antorveza Paez, Digital Building Technologies (DBT), D-ARCH; Benjamin Dillenburger, Digital Building Technologies (DBT), D-ARCH; Robert Kindler, Wood Materials Science, D-BAUG; Dimitrios Terzis, EPFL Soil Mechanics Laboratory, EPFL. (Bild: Marco Zorzanello)