Willkommen, Professor Eva Heinen
Eva Heinen ist seit Juli 2024 Professorin für Verkehrs- und Mobilitätsplanung am Departement Bau, Umwelt und Geomatik an der ETH Zürich. Ihre interdisziplinäre Forschung konzentriert sich auf Mobilität und Verkehr an der Schnittstelle von nachhaltiger Entwicklung, Raumplanung und Gesundheit. Wir haben Sie zu Ihren aktuellen Schwerpunkten in der Forschung und Lehre befragt.
Frau Professor Heinen, herzlich willkommen an der ETH Zürich! Wo liegen derzeit Ihre Forschungsinteressen?
Generell interessiert mich, wie sich das bauliche und soziale Umfeld auf unser Verkehrsverhalten auswirkt (ob, wie und wann wir reisen) und wie der Verkehr wiederum unsere Umwelt beeinflusst, einschliesslich des sozialen und baulichen Umfelds. Ich lege grossen Wert auf das Forschungsdesign und bin der festen Überzeugung, dass wir mehr longitudinale und experimentelle Forschung in diesem Feld brauchen, um bessere Erkenntnisse zu gewinnen und letztlich faktenbasierte Entscheidungen zu treffen. In jüngster Zeit habe ich mich mit Themen wie Mikromobilität, Autoabhängigkeit, Einkaufsverhalten und Kompromissen bei der Wohnungswahl beschäftigt.
Wie wirkt sich Ihre Forschung auf die Gesellschaft aus?
Wo soll ich da anfangen? Ich finde, dass der Bereich Verkehr und Mobilität, insbesondere mein Fokus auf Individuen und Planung, sehr viele Berührungspunkte mit unserer Gesellschaft hat. Zu Investitionen in den öffentlichen Verkehr, zum Ausbau des Strassennetzes oder zu einer stärkeren Förderung des Radverkehrs in den Städten hat doch nahezu jeder eine Meinung.
Wo waren Sie tätig, bevor Sie zur ETH kamen?
Zuletzt arbeitete ich an der TU Dortmund. Davor war ich fast zehn Jahre im Vereinigten Königreich. Zunächst an der Universität Cambridge, Medizinischer Forschungsrat – Epidemiologie, und acht Jahre am Institut für Verkehrsstudien an der Universität Leeds.
Welche Lehrveranstaltungen werden Sie an der ETH halten?
Ich werde am MSC REIS vor allem Kurse zur Verkehrs- und Mobilitätsplanung abhalten, zum Beispiel zu «Methoden der Verkehrsplanung». Im Bachelor werde ich die Hauptlehrveranstaltung «Verkehr 1» geben.
Was sind Ihre Eindrücke von der Schweiz und der ETH Zürich nach den ersten drei Monaten?
Generell bin ich beeindruckt, wie gut alles organisiert ist. Die Dinge funktionieren, wie sie sollen, und es ist so einfach, überall hinzukommen – ich liebe es! Ich bin aber erst seit Sommer an der ETH und habe somit hauptsächlich die vorlesungsfreie Zeit erlebt. Deshalb freue ich mich auf die Zusammenarbeit und die vielen interessanten Veranstaltungen und Kolloquien, die die ETH zu bieten hat.
Was machen Sie, wenn Sie ein wenig Freizeit haben?
Ich weiss nicht, ob ich das sagen darf, aber ich geniesse es tatsächlich, nichts zu tun. Wir sind immer beschäftigt, da kommen Ruhe und Entspannung häufig zu kurz. Diese Momente, sei es zu Hause, in der Natur oder in der Stadt, sind für mich die schönsten. Vor allem in der Stadt macht es mir Spass, Menschen zu beobachten. Ich finde faszinierend, wie ähnlich und doch unterschiedlich wir alle sind.
Haben Sie eine Lebensphilosophie oder ein Lebensmotto?
Eigentlich sogar zwei – die auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen mögen. Einerseits finde ich es wichtig, sich Ziele zu setzen und sie beharrlich zu verfolgen. Andererseits dürfen wir auch nicht vergessen, das Leben zu geniessen. Arbeite viel und geniesse das Leben in vollen Zügen, fasst es vielleicht am besten zusammen.
Was raten Sie Studierenden, die gerade in die Ingenieurwissenschaften einsteigen?
Sie sollten offen sein, Vorstellungen und Gewohnheiten auf den Prüfstand stellen und auch mal ihre Komfortzone verlassen. Ich halte es für einen guten Zeitpunkt, auch weniger attraktiv erscheinende Dinge auszuprobieren, um herauszufinden, wozu man fähig ist und was man wirklich will.
Eva Heinen (*1981) ist ordentliche Professorin im Departement Bau, Umwelt und Geomatik und stellvertretende Leiterin des Instituts für Verkehrsplanung und -systeme. Sie ist seit Juli 2024 an der ETH Zürich, nachdem sie zuvor unter anderem an der TU Dortmund, der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) und der University of Leeds als Professorin, Forscherin und Lehrbeauftragte tätig war. Eva Heinens interdisziplinäre Forschung befasst sich mit Mobilität und Verkehr an der Schnittstelle von nachhaltiger Entwicklung, Raumplanung und Gesundheit. Ihre Forschungsarbeiten zum nichtmotorisierten Verkehr waren wegweisend für die Gründung einer Interessengruppe innerhalb der World Conference on Transport Research Society (WCTRS).