Stellen Sie sich eine Zukunft vor, in der Sie auf kein Auto mehr angewiesen sind, weil öffentliche Verkehrsmittel, gemeinsam genutzte Fahrzeuge und Mikromobilitätslösungen wie E-Bikes und Scooter Sie überall hinbringen. Diese Vision ist in greifbare Nähe, vor allem in der Schweiz, wo die Hälfte der Pendler ihren durchschnittlichen Arbeitsweg von nur 14 km noch immer mit dem Auto zurücklegt. Angesichts der Tatsache, dass 69 Prozent der Schweizer Bevölkerung nach wie vor einen Pkw besitzen, erfordert die akute Klimakrise dringend einen Umstieg auf nachhaltigere Verkehrsmittel.
In diese Richtung zielen auch Forschende des Departements Bau, Umwelt und Geomatik der ETH Zürich mit neuen Daten zu ihrem Strassenraumverteilungskonzept «E-Bike City» (EBC). Die Ergebnisse legen nahe, dass ein Grossteil der Stadtbevölkerung von rund 10 Prozent mehr sicheren Radwegen profitieren würde; der Autoverkehr würde nur in wenigen Gebieten um ca. 3-6 Prozent eingeschränkt. Der neue, flexible Algorithmus zur Strassenraumgestaltung bezieht Überlegungen aus der Praxis in die Planung ein. So würden z. B. Parkflächen umgewidmet oder Radwege an Grünflächen entlanggeführt. Neue Erkenntnisse zur dynamischen Strassenbelegung zeigen auch, wie ein neues Modell bimodaler Verkehrsdynamik im städtischen Netz zu Stosszeiten mehr Kapazität sowohl für den Auto- als auch für den Radverkehr schaffen könnte. EBC amortisiert sich bereits nach zwei Jahren mit einem Kosten-Nutzen-Verhältnis von 9 bis 31 (für jeden ausgegebenen Franken werden über die Laufzeit 9-31 Franken generiert).
Laut einer kürzlich durchgeführten Umfrage unter rund 6000 Schweizerinnen und Schweizern würde eine Mehrheit der Befragten (41,7 Prozent) für EBC stimmen, nur 40,8 Prozent dagegen (der Rest ist unentschieden). In der Stadt Zürich sind 54,1 Prozent dafür, 35,3 Prozent dagegen. Im Kanton Zürich hingegen äusserten sich 42,1 Prozent dafür und 46,3 Prozent dagegen.
Eine Reihe neuer 3D-Visualisierungen unterstützt die neuen Erkenntnisse und zeigt, wie sich Zürich für Autofahrer, Radfahrer und Fussgänger verändern könnte: ruhigere Strassen und ein lebendigeres Stadtleben. All dies ist kosteneffizient realisierbar, senkt die Emissionen und verbessert die Lebensqualität in den wachsenden Schweizer Städten.