Ist die Luft rein?

Prof. Jing Wang betreibt Grundlagen- und angewandte Forschung rund um Luftqualität und ihre Bedeutung für Gesundheit und Umwelt. Anlässlich seiner Beförderung zum ordentlichen Professor für Luftqualität und Partikeltechnologie am Departement Bau, Umwelt und Geomatik haben wir nachgefragt, was ihn derzeit in Forschung und Lehre antreibt.

von Iris Mickein
Jing Wang

Professor Wang, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Beförderung an der ETH Zürich. Wo liegen derzeit Ihre Forschungsinteressen?
Zu meinen Forschungsschwerpunkten zählen die Überwachung und Steuerung der Luftqualität, die Messung und Charakterisierung von Aerosolen, der Nachweis und die Behandlung von biologischen Krankheitserregern sowie die Bekämpfung von Umweltverschmutzung.

Wie wirkt sich Ihre Forschung auf die Gesellschaft aus?
Langfristig möchte ich ein weltweit führendes Labor einrichten, um Umwelt- und Gesundheitsrisiken aus neu auftretenden Luftschadstoffen zu bekämpfen. Mein Team hat zum Beispiel einen plasmonischen Biosensor entwickelt, der SARS-CoV- schnell und zuverlässig in der Umgebungsluft nachweisen kann. Damit wurde auf den COVID-Stationen des Universitätsspitals Zürich und in Pflegeheimen täglich die Viruskonzentration in der Luft überprüft. Ferner arbeiten wir derzeit im Auftrag des US-amerikanischen Army Primary Standards Laboratory an einem System zur Erkennung von Krankheitserregern.

Wo waren Sie tätig, bevor Sie zur ETH kamen?
Nach meiner Promotion in der Luft- und Raumfahrt an der University of Minnesota habe ich dort zunächst weiter als Postdoktorand im Labor für Partikeltechnologie gearbeitet. Später übernahm ich eine Forschungsassistenzprofessur und die Leitung des Labors. 2010 zog es mich nach Zürich, wo ich seither in Personalunion für die ETH Zürich und Empa tätig bin.

Welche Kurse unterrichten Sie an der ETH?
Ich gebe die Kurse Air Pollution Control, Air Quality Technics, Air Quality and Aerosol Mechanics, Air Quality and Health Impact, das Luftqualitäts-Modul im Kontext der Lehrveranstaltung «Experimental and Computer Laboratory» und halte Einführungsvorlesungen und Seminare für die Umweltingenieurwissenschaften.

In diesem Semester werden wir die Vorlesung «Air Quality and Health Impact» übrigens um einige Inhalte erweitern: Nachweis von Mikroplastik in der Luft, Messung und Analyse von Umwelt-DNA, Quellenzuordnung und epidemiologische Studien gehören dazu. Ich freue mich darauf, mit den Studierenden einen Blick auf diese immer brennenderen Themen zu werfen.

Jing Wang demonstrating a vacuum system
Jing Wang im Reinraum mit einem Vakuumsystem für den Nanopartikelauftrag auf Fotomasken.

Sie sind Inhaber von drei Patenten. Worum handelt es sich dabei?
Mein jüngstes Patent bezieht sich auf Biosensorik unter Nutzung des plasmonischen Effekts. Dabei geht es um die zuverlässige und schnelle Identifizierung von genetischem Material in der Luft. Wird dieses auf den Sensorelementen eingefangen, verraten starke elektromagnetische Nahfeldreaktionen im Handumdrehen, ob es sich um das gesuchte Material handelt. Neu ist insbesondere die Verbindung eines optischen und eines photothermischen plasmonischen Effekts. Letzterer wandelt Laserenergie in Wärme um, wodurch die Umgebungstemperatur kontrollierbar wird und Biointeraktionen ausgelöst werden. Wir haben mit dieser Methode die SARS-CoV-2-Konzentration in der Luft auf den COVID-Stationen des Universitätsspitals Zürich und in Pflegeheimen gemessen und konnten so Patienten und Personal schon innerhalb von Stunden Ergebnisse liefern.

Was machen Sie, wenn Sie ein paar Minuten Zeit haben?
Ich schlendere gerne durch Kunstmuseen.

Haben Sie eine Lebensphilosophie oder ein Lebensmotto?
Gib alles, hoffe auf das Beste und rechne mit dem Schlimmsten.

Was raten Sie Studierenden, die gerade in die Umweltingenieurwissenschaften einsteigen?
Seien Sie offen, verschaffen Sie sich einen breiten Überblick über das Fachgebiet, grenzen Sie Ihren Schwerpunkt ein und, wenn Sie Ihr Thema gefunden haben, machen Sie Ihr Spezialgebiet daraus.

Welches Buch oder welchen Film oder Podcast würden Sie Studierenden und Ihrem Kollegium zum Thema Technologie oder Informatik empfehlen?
Einen Besuch der Website externe Seitehttps://www.copernicus.eu/. Copernicus ist die Erdbeobachtungskomponente des Raumfahrtprogramms der Europäischen Union und liefert Satellitendaten über unsere Erde und Umwelt – ein Himmelreich an Daten über Klimawandel, Atmosphäre, Meere, Land und vieles mehr.

Professor Jing Wang (*1979) wurde im Juli 2023 vom ausserordentlichen Professor an der ETH Zürich und Gruppenleiter an der Empa zum ordentlichen Professor für Luftqualität und Partikeltechnologie im Departement Bau, Umwelt und Geomatik befördert. Jing Wangs internationales Renommee wiederspiegelt sich in seiner beeindruckenden Publikationsliste, deren Zitationsraten zu den höchsten in diesem Forschungsbereich gehören. Er ist Inhaber von drei Patenten und Mitglied mehrerer Gremien. Besonders hervorzuheben ist auch sein grosses Engagement in der Lehrtätigkeit.

Zur Professor für Luftqualität und Partikeltechnologie

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