0.5 Grad: Kleiner Unterschied, grosse Wirkung

Für die Gletscher der Alpen macht es einen grossen Unterschied, ob sich die Erdatmosphäre bis zum Ende des Jahrhunderts um ein, anderthalb oder um zwei Grad Celsius erwärmt. Das zeigt eine aktuelle Studie aus der D-BAUG Professur für Glaziologie. Dafür simulierte das Forschungsteam drei Klimaszenarien und ihre Effekte für die knapp 4000 Gletscher der Europäischen Alpen.

Was macht schon ein halber Grad? Sehr viel, sagt die Forschungsgruppe Glaziologie am D-BAUG. Für die Studie kombinierten die Forschenden verschiedene Simulationsmodelle, um zu berechnen, wie sich die Masse der Alpinen Gletscher über die Zeit verändern würde – bei ein, bei anderthalb und bei zwei Grad plus. Demnach würde sich bis zum Jahr 2100 das Eisvolumen um 44% (+1.0°C), 68% (+1.5°C) und 81% (+ 2.0°C) im Vergleich zu heute reduzieren. Das bedeutet, dass der Grosse Aletschgletscher oder der Rhonegletscher selbst im moderatesten Fall (+1.0°C) etwa die Hälfte ihres Volumens einbüssen würden.

Weiterhin zeigt die Studie, dass sich diese Entwicklungen auch stark auf das Wasserangebot der Alpen auswirken würde. Im Vergleich zu den vergangenen 20 Jahren würden die jährlichen Abflussmengen der vergletscherten Gebiete bis 2100 um etwa 25% (+1,0°C), 32% (+1,5°C) und 36% (+2,0°C) zurückgehen. In den Sommermonaten könnte sich der Gletscherabfluss sogar um bis zu 55% verringern. Das wiederum hätte Konsequenzen für die Wasserversorgung in den flussabwärts gelegenen Gebieten.

Graphik zu Gletscherschmelze
Simulation der Gletscherentwicklung in den Alpen bis 2100 nach a) Volumen, b) Fläche, c) jährlicher Abflussmenge und d) monatlicher Abflussmenge bei Erwärmung um 1.0◦C, 1.5◦C oder 2.0◦C (Graphik: Glaziologie, D-BAUG/ETH Zürich)

Literaturhinweis
Loris Compagno, Sarah Eggs, Matthias Huss, Harry Zekollari, and Daniel Farinotti, Download Brief communication: Do 1.0◦C, 1.5◦C, or 2.0◦C matter for the future evolution of Alpine glaciers? The Cryosphere (2021), doi: 10.5194/tc-15-2593-2021

Zur Forschungsgruppe Glaziologie von Prof. Dr. Daniel Farinotti

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